Offener Brief an ein Opfer geistlichen Missbrauchs

Liebe Deborah,

wir kennen uns nicht persönlich. Trotzdem möchte ich dir heute schreiben, weil ich finde, es ist Zeit, sich bei dir im Namen aller Christen zu entschuldigen.

Ich habe im Internet von dir gelesen. Und gesehen. Darum kenne ich dich und deine Geschichte vermutlich besser als du mich und meine Geschichte.

Du sagst, du bist in einer christlichen Gemeinde aufgewachsen. In einer solchen, die versucht, sich nach den Maßstäben der Bibel zu richten. Die die Bibel ernst nimmt. Die sich vermutlich als „bibeltreu“ bezeichnen würde. Und die von anderen gerne als „fundamentalistisch“ betitelt wird.

Was heißt das?

Ein Fundament zu haben, ist ja eigentlich etwas Gutes. Wir alle haben unsere Überzeugungen, unsere Basis. Selbst unsere Demokratie hat ein Fundament: die Menschenrechte. Und das ist fundamental wichtig, denn daraus erwächst unsere Einstellung und das, was wir tun. Als „fundamentalistisch“ wird derjenige bezeichnet, der so starr an den Grundsätzen seiner eigenen Prinzipien festhält, dass er darüber den Blick für die Realität verliert. Das kommt auch in der Politik vor, wo sich zum Beispiel eine Partei in die „Fundis“ und die „Realos“ aufteilen. Also die, die ganz starr an den ursprünglich mal festgelegten Grundregeln festhalten, und die, die ihre Grundregeln immer wieder an der zeitlichen Entwicklung, der Realität, messen und sie entsprechend anpassen.

Christlichen Fundamentalisten wirft man vor, sie würden die Bibel als „Gottes Wort“ verstehen. Sie würden glauben, Jesus sei wirklich auferstanden und lebe bis heute bei seinen Anhängern und käme eines Tages für alle sichtbar wieder. Wenn das die einzige Definition für einen Fundamentalisten wäre, dann würde ich diesen Begriff liebend gerne als Ehrentitel auf meine Brust kleben. Denn auch für mich ist die Bibel das Fundament. Sie ist das Fundament für meinen Glauben, für mein Leben im Alltag, für meinen Umgang mit meinen Mitmenschen, für meinen Umgang mit Schuld und Versagen, besonders für meine hoffnungsvolle Perspektive über dieses Leben hinaus. Die Art, wie Jesus mit Menschen umgegangen ist, besonders mit Randgruppen, Kindern, Ausgegrenzten, ist für mich fundamental. Dass Jesus Gottes Sohn ist und nicht bloß ein netter Mensch, der Gewaltfreiheit gepredigt hat, ist Fundament meines Glaubens. Ebenso glaube ich, dass Jesus „in echt“ gestorben und tatsächlich auferstanden ist und damit die Möglichkeit eröffnet hat, angstfrei mit Gott zu leben. Das alles sind Glaubensfundamente, von denen ich nicht abrücken möchte. Diesbezüglich bin ich wirklich fundamentalistisch.

Das allgemeine Verständnis vom christlichen Fundamentalismus geht aber noch weiter. Da wird von geistlichem Missbrauch gesprochen. Von Manipulation. Von Ausgrenzung. Von Druckausübung. Von Drohungen und Abgrenzung. Von „wir hier drinnen“ und „die da draußen“. Von unsensibler Gesetzlichkeit, von psychischer und manchmal sogar körperlicher Gewalt. Von all dem distanziere ich mich entschieden. Und ich hoffe, dass ich im Laufe meiner Zeit als Mitarbeiter in der Gemeinde und beim Bibellesebund nichts davon angewandt habe. Besonders in meiner Arbeit mit Kindern.

Du, Deborah, hast erzählt, du hast all das erlebt. Du sagst, man hat dir als Kind schon mit der Hölle und mit Gottes Strafe gedroht. Man hat dich klein gehalten, indem man dir gesagt hat, dass du eigentlich nicht gut genug bist. Dass „ein Sünder zu sein“ immer bedeutet, einem Ideal nachlaufen zu müssen, dem man nicht genügen kann. Dass „ein Leben nach Gottes Maßstab zu führen“ immer bedeutet, eine nicht enden wollende Liste von „Das musst du“ und „Das darfst du nicht“ abarbeiten und befolgen zu müssen. Man hat dir die Geschichten aus der Bibel mit erhobenem Zeigefinger erzählt. Und die „Moral von der Geschicht“ war oft ein weiterer Punkt auf deiner To-Do-Liste: noch mehr zu deinem Glauben stehen, noch mehr deinen Mitschülern von Jesus erzählen, noch konsequenter in der Bibel lesen, noch intensiver deine Schuld bekennen und Gott um Vergebung bitten. Noch mehr, noch höher, noch heiliger. Und du hast das alles geschluckt, weil auch Widerspruch nicht erwünscht war. Weil dir niemand gesagt hat, dass Gottes Liebe dir gegenüber nicht an Bedingungen geknüpft ist. Weil das Joch, das man dir auferlegt hat, weder sanft noch leicht war.

Liebe Deborah, und weil ich weiß, dass du mit deinem Schicksal nicht alleine dastehst, und weil ich weiß, dass es viele Gemeinden gibt, die bewusst oder unbewusst so arbeiten, könnte ich Tag und Nacht weinen. Mit dir und mit all den anderen Kindern, die die Gute Nachricht von Jesus wie eine Fußfessel mit Eisenkugel vermittelt bekommen haben. Und die sich als Erwachsene mit viel Anstrengung und Therapie davon „freischwimmen“ müssen und sich dabei von allem Christlichen distanzieren, als wären sie einem Gefängnis entflohen.

Es tut mir unendlich leid, liebe Deborah, dass es den Christen in deiner Gemeinde nicht gelungen ist, dir zu erzählen, dass Jesus im Grunde eine frohe Botschaft hat, eine Botschaft der Freiheit. Dass Jesus ganz besonders den Niedergedrückten zugerufen hat: „Kommt her zu mir alle, die ihr auf dem letzten Loch pfeift. Ich will euch aufbauen, aufmuntern. Ich will euch Ruhe geben für eure Seele.“ Dass er Menschen mit Ecken und Kanten dazu ermutigt hat, ihm nachzufolgen. Dass er ganz besonders ein Herz für Kinder hatte und sogar den Erwachsenen gesagt hat, sie sollten sich ein Beispiel an den Kindern nehmen.

Hape Kerkeling kommt in seinem Buch: „Ich bin dann mal weg“ zu der Erkenntnis, dass Gott wie ein guter Film ist, der aber in einem schlechten Dorfkino gezeigt wird: Da ist der Filmprojektor alt, die Tonqualität schlecht, die Umgebung laut – und so merkt man vor lauter miserabler Umstände gar nicht, dass der Film eigentlich richtig gut ist.

Vielleicht hast du in deiner Gemeinde Gott so gezeigt bekommen, dass er eher gruselig als liebevoll rüberkam. Weil die Menschen den liebenden Gott eher gruselig als liebevoll dargestellt haben.

Ja, ich weiß: Es gibt auch brutale Geschichten in der Bibel. Kriegsgeschichten. Menschen und Tiere ertrinken in der Sintflut, alle Jerichobewohner werden nach der Eroberung abgeschlachtet, Goliath bekommt von David nach dem Sieg den Kopf abgehauen. Irritierend für ein Kind unserer Zeit. Ganz klar. Und auch Jesus ist nicht nur der Friedenspfeifen-Raucher der Nation. Jesus hat auch provokative Dinge gesagt. Er hat Geschichten erzählt, die darauf rauslaufen, dass Menschen in einen Feuerofen geworfen werden, in dem „Heulen und Zähneklappern“ herrscht. Er hat Markthändler unsanft aus dem Tempel geworfen, er hat bestimmte religiöse Gruppen als Heuchler, Nattern und Schlangenbrut beschimpft. Und sicher ist es ein Spagat für alle in der Arbeit mit Kindern, dem Nachwuchs einen Jesus zu vermitteln, der einerseits Liebe und Barmherzigkeit gepredigt und vorgelebt hat und andererseits auch ordentlich austeilen konnte, sodass die Leute vor den Kopf gestoßen waren.

Unsere Bibellese-Zeitschrift Guter Start hat den Anspruch, mit Kindern ab 9 Jahren innerhalb von vier Jahren einmal durch weite Teile der Bibel zu gehen, indem sie für jeden Tag einen kurzen Abschnitt zum Lesen vorschlägt und diesen anschließend mit Fragen, Rätseln und Beispielgeschichten bespricht. Ja, und da kommen dann nicht nur die süßen Geschichten vom verlorenen Schäfchen vor. Da stolpert man über Begriffe wie Himmel und Hölle, Sünde und Gerechtigkeit, Tod und Teufel, Strafe und Gericht. Ja, auch das steht in der Bibel. Und ich selbst war zehn Jahre lang verantwortlicher Redakteur dieser Zeitschrift und habe bei jedem einzelnen Text um Formulierungen gerungen, wie wir mit den Kindern über manche rigorose Aussage stolpern, staunen, sie erklären, deuten und manchmal auch einfach stehen lassen können.

Die Frage ist aber auch hier: Was ist die Grundlinie der Bibel? Welcher Unterton wird insgesamt angeschlagen? Was sind die Basics von Jesus? Was ist sein Fundament? Ist das nicht unentwegt die Liebe zum Mitmenschen, das sorgenfreie Gottvertrauen, die Versöhnung mit Gott, dem Vater?

Ich hoffe und bete, dass ich in meiner Arbeit mit den Kindern und in meiner Zeit als Guter-Start-Redakteur nicht mit Angst und Druck gearbeitet habe. Dass ich nicht mit den Höllenhunden in den Himmel getrieben habe. Das liegt mir wirklich ferne! Und sollte ich das doch getan haben, bitte ich hiermit alle, die in meinen Veranstaltungen oder in meinen Heften und Büchern Druck und Manipulation empfunden haben, aufrichtig um Entschuldigung!

Aber wer weiß, wie meine Worte bei meinen Zuhörerinnen und Zuhörern angekommen sind, ohne dass mir das bewusst war? Allein, wenn ich die Jahreslosung zitiere: „Du bist ein Gott, der mich sieht“, dann könnten zwei Kinder, die nebeneinandersitzen, diesen Satz völlig unterschiedlich aufnehmen. Das eine denkt vielleicht: „Wie schön, dass ich nicht alleine bin, sondern dass sich da jemand für mich interessiert und auch sieht, wie andere mir Unrecht tun.“ Und das andere denkt: „Oh Hilfe, big Brother is watching me! Ich will gar nicht die ganze Zeit von Gott beobachtet und dadurch vielleicht kontrolliert werden!“ Bekanntlich gibt es ja mehrere Arten, dieselbe Botschaft zu hören, einzuordnen und auf sich zu beziehen.

Und natürlich: Wie der Glaube eines Kindes geprägt wird, liegt nicht nur an mir. Da kommen Familie, Freunde, Schule und viele andere Personen dazu, die ihre Prägung auch in der Sicht über Gott und Glaube mitgeben. Da sind Fernsehen, Bücher, alle zur Verfügung stehende Medien, die das Denken in bestimmte Richtungen lenken. Und schließlich liegt es auch an der eigenen Persönlichkeit und mit welchem inneren Selbstverständnis und mit welchem biografischen Hintergrund jemand das Gehörte interpretiert. Ganz klar.

Damit will ich mich nicht aus der Affäre ziehen. Ich weiß, es liegt nicht nur an mir, aber es liegt unter anderem eben doch auch an mir. Denn in dem Moment, in dem ich die Geschichten aus der Bibel erzähle, bin ich der Botschafter. Da kommt es ganz klar auf das an, was ich vermittle: auf meine Worte, meine innere Haltung dem Kind gegenüber, meine Körpersprache, auf die ganze Atmosphäre, die ich verbreite. Mir wird an deiner Erzählung, Deborah, und an der all deiner Nicht-mehr-Christen-Geschwister deutlich, wie sehr wir darauf aufpassen müssen, wie wir von unserem Glauben erzählen. Denn nach wie vor finde ich, dass die Botschaft von Jesus eine gute Nachricht ist. Und ich glaube auch, dass viele von denen, die dir, Deborah, damals von Gott erzählt haben, das auch so bestätigen würden. Und trotzdem glaube ich, dass da in der Vergangenheit auch viel schiefgelaufen ist. Dass da unwissentlich viel Schrott erzählt wurde. Und es wird Zeit, dass wir als Erwachsene, wir als Gemeinden dafür geradestehen, Schuld eingestehen und „Buße tun“, wie wir es als Insider so schön sagen.

Und darum möchte ich dich und all die Verletzten der Kinderstunden der vergangenen Jahre im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arbeit mit Kindern von ganzem Herzen um Vergebung bitten.

Bitte vergebt uns, wo wir Liebe mit Leistung verwechselt haben. Wo wir Vergebung an Bedingungen geknüpft haben. Wo wir eure Fragen und Zweifel nicht zugelassen, nicht gehört, nicht ernst genommen haben. Wo wir euch unsere Erkenntnisse bezüglich der Bibelgeschichten aufgenötigt haben, ohne euch zu fragen, wie ihr das seht oder wo euch etwas verunsichert oder sogar Angst macht. Bitte vergebt uns, wo wir euch klein gemacht, anstatt euren Wert herausgestellt haben. Bitte vergebt uns, wo wir euch mit unseren Inhalten überfordert haben. Und wo wir gedacht haben, ein Ausmalbild von einem Walfisch, der gerade einen Menschen auffrisst, würde euch helfen, eure Irritation zu verarbeiten.

Ich kann euch versichern, ich habe als Kind auch einige dieser Sätze gehört und Lieder gesungen, die ich so heute nicht mehr weitergeben würde. Und ich habe so manchen erhobenen Zeigefinger während der Erzählung der biblischen Geschichten gesehen. Und ich habe auch Ermahnungen gehört wie: „Wenn du den Heiland lieb hast, dann wirst du doch sicherlich dieses tun und jenes nicht tun.“ Ich habe auch als Kind in der Bibel gelesen und anschließend in dem Begleitheft die Aufforderung bekommen, in der Klasse von Jesus zu erzählen (und es trotzdem nicht getan, weil ich mich nicht getraut habe). Und ja, ich habe mich später als Junger Erwachsener über einige dieser Dinge nachträglich geärgert. Und ich habe hier und da meine Einstellung geändert. Dinge nicht mehr so hart und krass und „fundamentalistisch“ gesehen. Mich von dilettantischer Gesetzlichkeit und Erbsenzählerei distanziert.

Aber meinen Glauben an Gott hab ich nicht über Bord geworfen. Von Jesus habe ich mich nicht distanziert. Warum nicht? Vielleicht, weil es all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in meiner Kindheit gelungen ist, mir die richtigen Basics zu legen. Die Liebe von Gott und die Freundschaft von Jesus so ins Herz zu legen, dass das mein Fundament wurde. Weil ich bei ihnen so etwas wie Liebe und Wertschätzung gespürt habe. Weil ich gemerkt habe, dass die leben, was sie glauben. Weil ich gesehen habe, dass auch bei ihnen neben all den Moralvorstellungen die Liebe zu Gott und zu mir das Fundament waren. Darum konnte ich später einige Gesetzlichkeiten ablegen und mich von falschen Glaubensgrundsätzen „freischwimmen“. Aber an Jesus und seiner Hoffnungsbotschaft konnte ich festhalten. An Gott als meinen liebenden Vater, der mich durchs Leben begleitet, auch. An der Bibel als Fundament für mein Leben ebenfalls. Ich hatte gelernt zu unterscheiden zwischen dem lebensbejahenden Film und dem nur mäßig vollkommenen Dorfkino, zu dem ich inzwischen ja selbst gehöre.

Und darum, liebe Deborah, möchte ich heute auch dafür werben, dass du zwar das enge Korsett deiner christlichen Erziehung öffnest oder vielleicht auch ausziehst, aber dabei nicht deinen kompletten Glauben an Gott und seinen Sohn Jesus ablegst. Denn nach wie vor glaube ich, dass die Botschaft von Jesus eine Hoffnungs- und Versöhnungsbotschaft ist. Und dass Gott ein Vater ist, der dich sieht (siehe Jahreslosung 2023), liebt und mit offenen Armen auf dich wartet.

Ich stelle fest, dass du und viele andere der verletzten Kinder euch in Selbsthilfegruppen zusammenfindet, um über eure Erfahrungen zu reden und wieder heil zu werden. Ich sehe, dass ihr im Internet Seiten und Accounts gründet, in denen ihr darstellt, welches Leid euch zugefügt wurde. Das ist schlimm und das Leid will ich auch nicht schmälern. Wirlich nicht. Nein, es ist gut, wenn endlich öffentlich darüber gesprochen wird, wie wir in der Arbeit mit Kindern sensibler mit unserer Sprache und mit den Inhalten umgehen. Trotzdem fänd ich es schade, wenn ihr in eurer Entscheidung, der Gemeinde den Rücken zu kehren, auch Jesus den Rücken kehrt und damit den Film mit dem Dorfkino verwechselt. Denn ich würde mal sagen, nicht Gott hat euch verletzt, sondern Gottes Bodenpersonal. Richtig? Nicht Jesus hat euch Unrecht getan, sondern seine Botschafter.

Was mir beim Lesen eurer traurigen Beiträge im Internet auffällt, ist, dass ich darin auch eine große Sehnsucht wahrneme. Eine Sehnsucht nach einem Gott, der euch so liebt, wie ihr seid. Der euch in seine Arme schließt und euch die Weite des Himmels zeigt. Ich spüre eine Suche nach einem Glauben, der aufrichtet. Nach diesem Gott, der euch wirklich sieht. Und heilt. Diese Foren wirken auf mich ein bisschen wie eine Gruppe von Schafen, die keinen Hirten mehr haben. Oder wie Menschen, die ins Dunkle gestoßen wurden und nun nach Licht suchen. Oder wie jemand, der von einer kaputten Hauptstraße abgebogen ist und nun den richtigen Weg nicht findet. Und ich glaube, die Antwort darauf ist nach wie vor Jesus. Und ich glaube, ein Teil in euch glaubt das auch noch und sehnt sich danach, dass da immer noch ein guter Hirte ist, der euch sucht. Ein Licht, das euch leuchtet. Ein Weg, der ein gutes Ziel hat. Darum hört nicht auf, nach ihm zu fragen.

Und ich fände gut, wenn wir wieder in einen Austausch kommen könnten, in dem wir über unsere Erfahrungen und unsere Inhalte reden und wie wir die gute Nachricht von Jesus wieder zu einer guten Nachricht werden lassen können, die Kindern und Erwachsenen Mut und Hoffnung zu einem befreiten Leben gibt.

In diesem Sinne grüße ich dich, Deborah, stellvertretend für alle groß gewordenen Kinder der damaligen Kinderstunden, die den Gott ihrer Kindheit losgelassen haben und mit den bisher gefundenen Alternativ-Antworten nicht wirklich zufrieden sind.

In herzlicher Verbundenheit

Harry

Mit Barti auf großer Reise

Das vierte Abenteuer von Barti Bibel Biber steht ab jetzt zum Spielen bereit!

Barti, der Biber, hat eine Schatzkarte gefunden und macht sich auf den Weg, um diesen Schatz zu bergen: zu Fuß, mit Skateboard, Inlinern oder auch mit Flugzeug, Schiff oder Surfbrett. Unterwegs sammelt er Baumstämme ein, um kaputte Gebäude, Flugzeuge, Schiffe, usw. zu reparieren. Und immer wieder stößt er dabei auf Texte aus der Bibel, in denen von Paulus erzählt ist. Vorgelesen und mit Livezeichnungen illustriert wird der Bibeltext dabei lebendig. Fragen, Infos, Statements von Christen und ein Quiz machen den Bibeltext verständlich und übertragen ihn ins eigene Leben.

All das erleben Kinder ab 9 Jahren auf ihrem Smartphone. Die App Barti Bibel Biber, im App-Store und Play-Store kostenlos zum Runterladen, startet jetzt mit dem vierten Bibellese-Abenteuer!

Diesmal ganz neu: Viele Details in Bartis Sommerwelt, die sich bewegen (Animationen), und Musik machen das Spielerlebnis noch lebendiger.

Ein tolle Möglichkeit, um auf Freizeiten, am Strand, im Urlaub, bei Animationsprogrammen Kinder auf die beste Nachrichtd der Welt hinzuweisen. Die Kinder haben Spaß mit Barti und sie entdecken Bibeltexte aus der Apostelgeschichte. Zwei Fliegen mit einer Bartiklappe. Wir sind jedenfalls mega happy, ab jetzt bereits vier Bibellese-Abenteuer für Kinder anbieten zu können. Und wir freuen uns, wenn ihr mithelft, diese Möglichkeit bekannt zu machen.

Wer die App bereits hat, muss sie nicht erneut herunterladen, sondern kann das vierte Abenteuer ab dem 15. Juli direkt losspielen. Und wer sie noch nicht hat, kann sie jederzeit runterladen unter

https://www.guterstart.net/app/

Ei, Ei, Ei, der Osterbiber!

Hilf Barti Biber, die gestohlenen Eier wiederzufinden! Und außerdem viel Holz für das Osterfeuer zu sammeln! Steuere dazu mit dem Button den süßen Osterbiber über seine Osterlandschaft. Und wenn du zwischendurch kaputte Brücken, Zäune oder andere Schäden siehst, repariere sie mit deinem gesammelten Holz!

Zwischendurch trifft Barti auch immer wieder auf Gegenstände, die ihn an die Geschichte rund um Ostern erinnert. War da nicht auch was mit einem Geldbeutel mit 30 Silbermünzen? Oder mit einem Lämmchen? Mit einer Krone? Mit einem Kreuz? Barti schlägt nach. Und du als Barti-Helferlein tauchst mit ihm im Laufe des Spiels in 15 Bibeltexte rund um Passion und Ostern ein. Für Lesefaule wird die Geschichte auch vorgelesen und sogar mit einem kleinen gezeichneten Film dargestellt. Und es gibt kurze Infos dazu. Fragen, persönliche Statements von anderen und die Möglichkeit, selbst etwas aufzuschreiben. Mit einem Quiz schließt du den jeweiligen Bibelteil ab, erhältst zur Belohnung einen Baumstamm für das Osterfeuer und weiter geht’s auf Bartis Osterwiese.

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Was das Ganze soll? Wir wollen spielen und Bibeltext miteinander verknüpfen. Die Grundlage ist die App „Barti Bibel Biber“, die es kostenlos auf jedem App-Store herunterzuladen gibt. Letztes Jahr im Mai hat Barti sein erstes Abenteuer gestartet. Zu Weihnachten gab es das zweite Abenteuer mit Bibeltexten rund um Weihnachten. Und jetzt geht es, wie gesagt, um das Sterben und Auferstehen von Jesus. Keine leichten Texte. Aber wichtig genug, um sich damit zu beschäftigen. Immerhin bilden sie die Grundlage des christlichen Glaubens.

Wenn du also Kinder in der Familie hast oder eine Kindergruppe oder Nachbarkinder, dann mach sie gerne darauf aufmerksam. Wenn du willst, kopier dir dieses Eierbild in deinen Status oder leite den Link an Kinder und Eltern weiter. Der QR-Code leitet direkt auf die Guter-Start-Seite weiter, wo es zur App geht. Unser Wunsch ist, dass das Bibellesen seinen ollen Mief verliert. Kinder sollen wieder selbst in die Bibeltexte eintauchen und ihre eigenen Entdeckungen machen. Und wir wollen ihnen dabei helfen. Hilfst du mit?

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Sesamstraße ist überall

„Der, die, das!“ Die Sesamstraße feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. 1973 lief die erste deutsche Fassung im Fernsehen. Drittes Programm, 18.00 Uhr. Damals noch auf dem Schwarz-Weiß-Fernseher meiner Eltern. Und ich (Jahrgang 1969) war kurz vor dem 4. Geburtstag und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. „Wieso, weshalb, warum?“, fragte der Sesamstraßen-Chor, und schob hinterher: „Wer nicht fragt, bleibt dumm.“

Klein Harry blieb nicht dumm. Ab diesem Zeitpunkt gehörte die Sesamstraße fest zu meinem Tagesprogramm. Und ich wuchs mit Ernie und Bert auf. Und mit Krümelmonster, Sherlok Humbug, Professor Hastig, Kermit, Grobi und all den anderen Handpuppen, die mir nicht nur beibrachten, was eine Acht ist und wozu man sie braucht, sondern auch, wie man mit einer Banane telefoniert und dass man das nervige Tropfen eines Wasserhahns einfach los wird, indem man das Radio lauter dreht …

Unvergessen: Ernie in der Badewanne singt ein Liebeslied für sein Quietsche-Entchen. Ein kleines Monster will immer „da“ sein und nicht „hier“, aber egal, wie weit es sich entfernt – irgend einer sagt immer: „Was machst du denn hier?“ Einige undefinierbare Puppen singen unermüdlich: „Mana-mana – badi-badibi.“ Sogar „Yellow Submarine“ von den Beatles wird von den Sesam-Muppets interpretiert: „In dem grün-gelben U-Boot sitzen wir!“

Zum vierten Geburtstag bekam ich Handpuppen von Ernie und Bert geschenkt, die meine Mama ganz ohne Schnittmusterbogen genäht hat. Und fortan war ich nicht nur Sesamstraßen-Zuschauer, sondern aktiver Puppenspieler. Immerhin forderte mich der Sesamstraßen-Chor nach jeder Sendung auf: „Wozu habt ihr Kopf und Hände? Denkt euch selber mal was aus!“

Ernie und Bert made by Mama

Im selben Jahr erschienen auch die legendären Sesamstraßen-Hefte, die mir Monat für Monat mein Opa besorgte.

Sesamstraßen-Zeitschrift Nr. 1 aus dem Jahr 1973

Hier fand sich in jeder Ausgabe ein Poster von Bibo, Oskar oder einem der vielen Sesam-Helden.

Als später die gespielten Szenen aus dem Sesamstraßen-Studio nicht mehr aus Amerika kamen (mit Bob, Gordon, Susan und Herrn Huber in seinem Kiosk), sondern aus Hamburg (mit Samson, Tiffy, Lilo Pulver und Henning Venske), war ich untröstlich. Das war nicht mehr „meine Sesamstraße“. Trotzdem hat man irgendwann auch diese Version lieb gewonnen. Dennoch: Dass die amerikanischen Urgesteine ohne ein Wort des Abschieds einfach aus der Sesamstraße ausgezogen sind, hab ich ihnen einige Jahre sehr übel genommen.

Aber wie ihr seht, bin ich trotzdem groß geworden. Und die handgenähten Puppen leben immer noch, wenn auch inzwischen etwas ramponiert (weil 50-jährig). Und ich mag immer noch Kekse. Und Müll. Und lebe immer noch nach dem Motto: „Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu sehn. Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehn.“

Und wenn ich nachts nicht schlafen kann, zähle ich Schafe. Oder Feuerwehrautos. Wie Ernie. Guckstu:

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Also dann: Herzlichen Glückwunsch an die Sesamstraße und vielen Dank für 50 Jahre Puppentheater! Und ich singe: „Hätt ich dich heut erwartet, hätt ich Kuchen da …“

Der Jungscharmitarbeiter: Immer mit einem Bein im Gefängnis

Das ist aber auch schwierig, im Bereich Arbeit mit Kindern alles richtig zu machen. Worauf muss ich achten, um meiner Aufsichtspflicht gerecht zu werden? Tappt man da nicht ständig in eine Falle, die einem später als Nachlässigkeit angekreidet werden kann?

Wenn ihr wollt, besprecht die folgende (für manche vielleicht nur leicht übertriebene) Geschichte mal in eurem Team für die Arbeit mit Kindern. Was hat Stefan, der Jungscharmitarbeiter, richtig gemacht? Wo war er bloß moralisch und pädagogisch unklug? Wo war er grob fahrlässig? Wo hat er sich vielleicht sogar strafbar gemacht? Und an welchen Stelen hätten bereits andere Vorsorge treffen können oder müssen?

Dann viel Spaß beim Lesen.

Ein bisschen Schwund ist immer

Das war mal wieder eine Jungscharstunde, wie sie im Buche steht: Stefan war im Dienst aufgehalten worden und hatte den 15-jährigen Patrick telefonisch schon mal dazu beauftragt, mit der Jungschar zu beginnen. Um halb fünf sollte die Jungschar beginnen. Um zehn vor fünf kam Stefan ins Gemeindehaus. Zwölf Kinder zwischen 8 und 13 Jahren sprangen durch sämtliche Räume, einer hielt ihm gleich ganz stolz das Pedal vom Schlagzeug aus dem Gottesdienstraum unter die Nase. Damit hätte Elmar Saskia ein Loch in den Kopf gehauen, berichtete der. Von Patrick keine Spur. Der hatte sich kurzfristig überlegt, heute doch lieber seine Freundin zu besuchen als zur Jungschar zu kommen. Wer sie denn reingelassen hatte, wollte Stefan wissen. Die Tür war offen, wahrscheinlich noch vom Altenkreis am Vormittag.

Stefan musste sich erst mal Gehör verschaffen. Zunächst lachten alle nur, als er wütend die Meute aus den verschiedenen Räumen zusammenbrüllte. Aber als er sich erst mal Fabian, den Wildesten krallte, ihn übers Knie legte und ihm vor allen den nackten Hintern versohlte, entschieden sich die Kinder zu gehorchen.

„Alle in den Jungscharraum, aber dalli!“, befahl Stefan. „Und du, Elmar, kannst gleich wieder nach Hause gehen! Wer anderen etwas auf den Kopf haut, hat in der Jungschar nichts verloren!“ – „Aber ich werde erst um 18.00 Uhr abgeholt“, empörte sich Elmar. „Ist mir egal“, klaffte Stefan, „du kannst ja schon mal zu Fuß nach Hause gehen oder dich so lange noch in der Stadt aufhalten!“

Als Elmar weg war, kamen die anderen dran. Was das denn sollte, so ein Chaos, er sei ganz enttäuscht von dem Benehmen und so weiter. Während Stefan die Liederbücher aus dem Jugendraum holte, fackelten zwei weitere das Papier im Papierkorb an. Die wurden zur Strafe für 20 Minuten in den Heizungskeller gesperrt. Das wirkte immer. Ab sofort gab es keine Disziplinschwierigkeiten mehr.

Aber wo war Saskia? Die lag immer noch blutend neben dem Schlagzeug. Mist. Wie war das noch mal mit dem Erste-Hilfe-Kurs? Notarzt? Nein, lieber nicht. Die wollten bestimmt gleich wissen, wie so was passieren konnte und dann landete er Ruck-Zuck im Gefängnis. Voller Schrecken dachte er an die Jungscharstunde im Sommer, als sie im Baggersee baden gegangen waren. Während die 15 Kinder im Wasser getobt hatten, hatten sich Stefan und Patrick mit einer Kiste Bier hinter einen Busch verzogen und das schöne Wetter genossen. Als zwei Kinder dann so weit rausgeschwommen waren, dass sie allein nicht mehr zurückkommen konnten, hatte Stefan in seinem Zustand alle Mühe, die Kinde wieder abzuschleppen. Das war der Augenblick gewesen, in dem er ernsthaft darüber nachgedacht hatte, doch mal einen DLRG-Schein zu machen. Aber das war, wie gesagt, schon etliche Wochen her.

Mit etwas Ungeschick brachte Stefan jetzt die ohnmächtige Saskia neben dem Schlagzeug in die stabile Seitenlage. In dieser Position würde sie sicher bald zu sich kommen. Für alle Fälle stopfte er ihr eine Aspirin-Tablette in den Mund, die er immer im Portemonnaie bei sich trug. Das konnte nie schaden.

Oh, ein neues Kind in der Jungschar? Wie es denn heiße, wollte Stefan wissen. Kai. Und Michi hatte ihn einfach mitgebracht. Kais Mutter wusste gar nicht, dass er hier sei. „Na ja“, meinte Stefan, „ist vielleicht auch besser so. Schau mal, bei Lars ist es noch krasser. Seine Mutter hat ihm sogar verboten, zur Jungschar zu kommen und er kommt trotzdem. Das nenn ich mal ‚gegen den Strom schwimmen‘!“

Nach der Andacht (Thema: „Der liebe Gott sieht alles – auch was man in Abwesenheit der Mitarbeiter tut“) sollte es ein Stadtspiel geben. Jedes Kind erhielt einen Apfel und ein Ei, sollte allein von Haus zu Haus laufen und die Dinge jeweils in größere Gegenstände tauschen. Das Spiel war einfach und für jeden zu kapieren. Außerdem konnte da nicht so viel passieren wie beim Geländespiel letzte Woche. Da hatten sie im ganzen Waldgebiet verstecken gespielt. Einer war in eine Wolfsfalle getreten, einer in einer Kiesgrube abgerutscht und einer war nach langem Suchen überhaupt nicht mehr aufgetaucht. Den hatte ein Hubschrauber der Feuerwehr fünf Kilometer weiter aufgegabelt.

Aber das würde heute sicher nicht passieren. In der Stadt konnte ja nichts passieren. Heulsuse Janina wollte natürlich nicht allein losziehen. Sie hatte Angst. „Dann gehst du eben mit Stefanie“, bestimmte Stefan. Heimlich riet er dann Stefanie, sie sollte nach der nächsten Kurve einfach weglaufen. Die kleine Janina sollte schließlich mal ein bisschen zur Selbständigkeit erzogen werden. Manche musste man einfach zu seinem Glück zwingen.

Den großen Ben ließ Stefan allerdings nicht aus den Augen. Dessen Mutter hatte mal den Verdacht geäußert, in der Jungschar würde man die Aufsichtspflicht verletzen. Das wollte Stefan nicht auf sich sitzen lassen. Den Ben hatte er seitdem nie mehr aus den Augen verloren. Selbst beim Verstecken im Garten hatte sich Ben nur so weit entfernen dürfen, wie Stefan ihn noch sehen konnte.

Zehn von zwölf Kindern kamen um 18.00 Uhr wieder zurück. Eine erfreuliche Quote. Alle hatten Spaß gehabt, besonders Fabian, der unterwegs mindestens zehn Auto-Antennen umgeknickt hatte. Stefan wünschte allen einen schönen Abend, stieg ins Auto und fuhr nach Hause. Bis halb sieben waren dann auch die letzten der verbliebenen zehn Kinder von ihren Eltern abgeholt worden, sofern sie nicht schon zu Fuß nach Hause gegangen waren.

Vom Lehrer zum Zeuge

Unterwegs mit Kindern in einer postmodernen Gesellschaft

„Wieso erzählt ihr uns eigentlich jede Woche von Gott?“, fragte plötzlich einer der wildesten Kerle unserer Jungschar vor ungefähr 15 Jahren einen der Mitarbeiter geradewegs heraus. „Ihr wisst doch genau, dass keiner von uns daran glaubt.“ Etwas überrumpelt gab der Mitarbeiter zurück: „Ja, äh … weil … hm … weil wir aber daran glauben. Und weil wir die Hoffnung haben, dass ihr auch irgendwann mal anfangt darüber nachzudenken.“

Es ist gut, dass Kinder so ehrlich sind und uns an ihren kritischen Fragen und Zweifeln Anteil haben lassen. Aber es lässt uns Mitarbeiter manchmal auch etwas ratlos zurück. Ist es in unserer heutigen Zeit überhaupt noch möglich, den Kindern aus der Bibel zu erzählen, ohne dass sie es als Märchen oder „längst überholt“ abtun? In einer Zeit, in der so viele Glaubensrichtungen nebeneinander gelebt werden und in der Toleranz als eine der höchsten Tugenden hoch gehalten wird, stößt man ja automatisch auf Skepsis, wenn einer auftritt ganz selbstbewusst behauptet: „Jesus ist die Wahrheit.“ Wo alles gleichberechtigt nebeneinander steht, gibt es „die Wahrheit“ nicht.

Ja, wir wissen es: Unsere Gesellschaft verändert sich. Auch die Art, wie unsere Kinder in Schule und Kindergarten erzogen werden, verändert sich. Da gibt es immer weniger allgemein verbindliche Werte, Glaubens- und Lebenseinstellungen. Jeder puzzelt sich sein eigenes Lebenskonzept zusammen. Die Lehrerinnen und Erzieherinnen sind weniger die Fakten-Weitergeber, als vielmehr „personal Trainer“, die den Heranwachsenden Informationen und Alternativen zur Verfügung stellen, aus denen diese sich dann ganz individuell ihre Einstellung und ihre Lebensform konstruieren. Dabei ist den Erziehenden wichtig, dass es keine Vorgabe für „richtig“ oder „falsch“ gibt. Alles ist erlaubt. Das betrifft nicht nur die Einstellung zu partnerschaftlichem Zusammenleben oder dem eigenen Geschlecht, sondern auch die Ausübung der eigenen Religiosität. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.

Nun können wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arbeit mit Kindern darüber meckern und jammern. Wir können es aber auch als Chance betrachten. Denn da, wo bereits die Kinder lernen, sich ihre eigenen Gedanken zu machen und angebotene Dinge eigenverantwortlich zu bewerten, da können wir mit ihnen genau das auch in Bezug auf die Bibel und unsere biblischen Geschichten tun.

Darum versuchen wir seit einiger Zeit, mit Kindern gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen. Wir schauen gemeinsam in die Bibel oder auf eine erzählte biblische Geschichte und fragen: „Was hast du hier entdeckt? Was freut dich? Was irritiert dich? Wo findest du eine Ermutigung? Was hast du über Gott herausgefunden? Was lernst du? Was willst du dir merken?“ Im Grunde ersetzen wir unsere Botschaft, die wir sonst von vorne verkündigt haben, durch ein Gespräch. Und wir fordern die Kinder heraus, sich selbst damit auseinander zu setzen. Das ist natürlich viel anstrengender als das, was ich weitergeben möchte, einfach von vorne zu sagen. Aber ein Gespräch, bei dem das Kind selbst aktiv beteiligt ist, prägt tatsächlich viel mehr. Und das, was ich ursprünglich von vorne als Input weitergeben wollte, kann ich auch hier eintragen. Als meine eigene Entdeckung. Denn wenn alle in der Runde erzählen, was ihnen an der Geschichte aufgefallen ist, dann darf ich das selbstverständlich auch tun. Und für Kinder, die sich ihre Meinungen und ihren Glauben selbst zusammenstellen und für die ich gleichzeitig ein Vorbild bin, hört es sich ganz anders an, ob ich sage: „Gott ist immer bei dir“, oder ob ich sage: „Mich freut an der Geschichte, dass David einfach so mit Gott reden konnte. Ich habe das in meinem Leben auch so erfahren. Und darum glaube ich, dass auch du das kannst.“

Die Rolle ist eine andere geworden. Ich bin nicht mehr ausschließlich Lehrer, der blankes Wissen losgelöst von einem persönlichen Leben vermittelt. Ich bin in erster Linie ganz im Sinne von Jesus ein Zeuge, der von seinem Glauben erzählt, dabei auch von seinen Sorgen und Ängsten reden kann und eben auch davon, wie er durch die Bibel wieder Hoffnung und Zuversicht bekommt.

Klar: Nicht alle Kinder sind gleichermaßen motiviert, über eine gehörte biblische Geschichte zu reden. Besonders Jungs in einem bestimmten Alter nicht. Darum sind wir ständig auf der Suche nach geeigneten Methoden, die auch solche, die nur Fußball und Rumtoben im Kopf haben, dazu bringen, eine eigene Entdeckung einzubringen. Bisher gehen uns da die Ideen nicht aus.

Den wilden Kerl aus der Jungschar, von dem ich eingangs erzählt habe, habe ich übrigens vor einiger Zeit mal auf Facebook ausfindig gemacht. Er ist inzwischen längst erwachsen. Aber in seinem Profil hat er bei „Lieblingsbuch“ notiert: „Die Bibel.“ Na also. War unser gemeinsames Bibellesen und das zeugnishafte Bekenntnis des Mitarbeiters wohl doch nicht umsonst.

Du bist ein Gott, der mich sieht.

Unser Beitrag zur Jahreslosung. Passt mir das überhaupt, wenn Gott mich immer und überall sieht? Werde ich nicht schon genug beobachtet?

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Bartis Weihnachtsbaum

Mit Barti Bibel-Biber spielerisch die Weihnachtsgeschichte entdecken

Im Frühling diesen Jahres haben wir euch schon mal die App für Kinder vorgestellt: „Barti Bibel-Biber“. Die Kinder laufen dort mit Barti, dem Biber, über eine Landschaft , sammeln Holzbaumstämme für seine Biberburg ein und stoßen dabei auf insgesamt 14 Bibeltexte aus dem Markusevangelium. Diese Texte werden vorgelesen und dann mit Infos, Comics, Fragen zum Nachdenken und einem persönlichen Statement vertieft. Ein Quiz schließt jeweils die Bibel-Einheit ab, die Kinder gewinnen weitere Baumstämme für Barti Bibel-Biber.

Jetzt, rechtzeitig vor der Adventszeit, möchten wir mit Barti und den Kindern auf die zweite Reise gehen. Diesmal läuft Barti durch eine Winterlandschaft, mal zu Fuß, mal mit Skiern oder Schlittschuhen. Sein Ziel: Holz für einen kreativen Biber-Weihnachtsbaum zu sammeln, der verrückter aussieht als ein klassischer Weihnachtsbaum. Die Kinder steuern Barti wieder über die Wege und entdecken 15 Bibeltexte. Diesmal handelt es sich um Texte aus Matthäus 1 und Lukas 1 und 2: Die Weihnachtsgeschichte. Wieder mit Comics, Fragen, Hintergrundinfos und der Möglichkeit, selbst Dinge einzutippen.

Die App ist wie auch in der letzten Version kostenlos. Wer die App bereits installiert hat, findet dort ab sofort einfach eine zweite Landschaftskarte, auf der er gleich losspielen kann. Wer die App noch nicht hat, kann sie in jedem App-Store kostenlos runterladen.

Wir finden es eine geniale Möglichkeit, Kinder spielerisch und niederschwellig an die Bibel heranzuführen und ihnen zu zeigen, dass sie durchaus etwas mit dem persönlichen Leben zu tun hat.

Gerade die Adventszeit kann man super nutzen, um diese Idee an Kinder im Lese-Alter weiterzugeben: auf dem Weihnachtsmarkt, in der Jungschar, im Kindergottesdienst, beim Einüben fürs Krippenspiel, in der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis und so weiter.

Falls es auch euer Anliegen ist, Kinder zum Bibellesen zu motivieren und wenn ihr Kinder in diesem Alter kennt, dann macht sie gerne darauf aufmerksam. Weitere Infos unter www.guterstart.net/app.

Unpassendes Glaubenszeugnis

Es war wie immer, wenn ein besonderer Gottesdienst vorbereitet werden sollte: Die Mitarbeiter der Gemeinde suchten noch nach einem praktischen, lebensbezogenen Beispiel aus dem Alltag. „Zum Glauben finden“ war das Thema. „Wir lassen jemanden aus seinem Leben erzählen, wie er zum Glauben gefunden hat“, schlug einer vor. „Jemand soll sozusagen ein Zeugnis aus seinem Leben geben. Jemand Glaubwürdiges, dem man das auch abnimmt.“

„Eine gute Idee“, pflichteten die anderen bei. Aber wen sollten sie fragen?

„Ich kenne eine“, begann eine Dame aus dem Vorbereitungskreis, „die ist schon als Kind zum Glauben gekommen. Sie könnte erzählen, wie das bei ihr war.“

„Wer ist das denn?“, wollten die anderen wissen.

„Es ist Lieschen Maier“, sagte die Dame.

„O nein, bloß die nicht!“, riefen die anderen fast im Chor. „Die übt heutzutage so einen moralischen Druck aus, das wäre ein Schuss nach hinten für die Zuhörer!“

„Was ist mit Nobbi Niegelnagel“, schlug ein anderer vor, „der ist auch schon lange Christ.“

„Nein, das geht auch nicht“, war man sich schnell einig, „von dessen Glauben spürt man heute überhaupt nichts mehr.“

Vielleicht fände sich jemand aus dem Vorbereitungskreis, warf ein jüngerer Bruder ein. Gute Idee, aber wer? Schnell stellte sich heraus, dass niemand geeignet war. Die einen hatten gar keine erzählenswerte Geschichte zu ihrem Glaubensprozess zu verzeichnen, die anderen hatten ein viel zu spektakuläres Bekehrungserlebnis. Und etliche waren sich ihres eigenen Glaubens nicht so sicher und konnten gar nicht sagen, ob sie schon so richtig gläubig im Sinne der Gemeinde waren.

„Ich kenne noch jemanden“, fiel einem älteren Herren ein, „der war in jungen Jahren regelrechter Gegner von allem, was christlich ist. Er hat geradezu dagegen gearbeitet. Aber eines Tages ist ihm Jesus persönlich begegnet, so erzählt er zumindest heute.“

„So was gibt es doch gar nicht“, fielen ihm die anderen ins Wort.

„Ich bin noch nicht fertig“, fuhr der Alte fort, „nach diesem Erlebnis war er ein paar Tage lang vollkommen durcheinander. Er hatte überhaupt keine Durchblick mehr, was er noch glauben sollte und was nicht. Aber seitdem ist er wie umgekrempelt. Er erzählt allen, die es hören wollten oder auch nicht, von Jesus .“

„Zu extrem“, wollten die anderen ihn wieder bremsen.

„Es geht noch weiter“, sagte der Herr unbeirrt. „Gerade weil er sich so extrem für Jesus einsetzt, spaltet er die Menschen um sich herum immer wieder in zwei Lager : Ganz viele sind durch ihn selbst zum Glauben gekommen. Andere sind dadurch so wütend geworden, dass er schon mehr als einmal gewaltsam angegriffen worden ist.“

„Völlig untypisch!“, riefen wieder einige dazwischen.

Der ältere Herr ließ sich nicht abbringen und redete weiter: „Er hat auch schon einige Rundbriefe verfasst, die sprühen nur so vor Feuer und Energie. Manche sagen, das, was er schreibt, passt überhaupt nicht zu seinem Auftreten. Er ist klein, unscheinbar und schmächtig, ja sogar etwas kränklich. Er lässt sich davon aber nicht beirren. Er redet weiter von Jesus, er schreibt weiter von Jesus und er erzählt unermüdlich die Geschichte, wie er Jesus begegnet ist und dadurch wiedergeboren wurde. Sicher würde er diese Geschichte auch gern bei uns im Gottesdienst erzählen.“

„Bloß nicht“, regte sich das gesamte Team auf. „So einer würde die Leute nur erschrecken! Die einen wären entmutigt, weil sie denken, so werde ich nie! Die anderen fühlten sich aufs Füßchen getreten, wenn er dabei auch noch aufdringlich würde. Außerdem ist die Geschichte so was von überzogen, das ist keinesfalls repräsentativ. Dieser Mann kann niemals aus unserer Gemeinde kommen, stimmt’s? Hier hätte er keine Chance. Er wäre schon längst von den Liebhabern der moderaten Töne vor die Tür gesetzt worden.“

„Na gut“, gab der Alte nach. „Ich dachte ja nur.“

„Wie heißt der Mann eigentlich?“, fragte einer, als man sich schon dem nächsten Punkt der Vorbereitung zuwenden wollte.

Der ältere Herr lächelte gequält: „Es ist der Apostel Paulus.“

Pass auf, kleiner Mitarbeiter, was du singst!

Sprachsensibilität bei unseren Liedern

„Wofür können wir Gott denn danken?“, fragte einer unserer Kinderreferenten beim letzten Bibel-Action-Tag die anwesenden 300 Kinder von der Bühne herab. Wir waren gerade dabei, ein niederschwelliges Lied für Kinder zu singen: „Danke, Gott, für alles, was ich hab.“ Und er sammelte Vorschläge zum Danken von den Kindern.

Die Antwort eines gut konditionierten Kindes aus dem Publikum lautete: „Dass Jesus für uns gestorben ist!“

Ein weniger christlich sozialisiertes Kind, das in der Nähe stand, fragte entsetzt seine Mitarbeiterin: „Was? Wer ist gestorben?“

„Jesus“, gab die schnell zurück, um nicht den Anschluss an das Geschehen auf der Bühne zu verlieren.

Das erschrockene Kind war noch nicht zu Ende mit seinen Fragen: „Hä? Und wieso danken wir dafür?“

„Ist doch logisch“, hätte sie jetzt antworten können. „Jesus ist stellvertretend für uns und unsere Sünden, für die wir den ewigen Tod verdient hätten, am Kreuz gestorben, darum sind wir vor dem ewigen Verderben gerettet. Klar?“

Nein. Für 95 % der Kinder ist das überhaupt nicht klar. Nicht mehr. Und von den verbliebenen 5 % (grob geschätzte Zahl), die bei dem Vorschlag, für den Tod von Jesus zu danken, nicht zusammengezuckt sind, wissen die meisten trotzdem nicht, was genau der Tod von Jesus mit uns zu tun hat. Dessen ungeachtet singen wir in unseren Kindergruppen ganz locker: „Wenn ich dran denk, dass du für mich gestorben bist, will ich nie mehr von dir weg, weg, weg!“ Und: „Starb er für mich? Ja, ja, ja! Er starb für dich, Sonnenklar!“ Ja, Sonnenklar. Hier ist vom Tod die Rede. Jemand ist offenbar gestorben und wir singen dazu ein schmissiges Lied und malen fröhlich dazu ein unsichtbares Kreuz in die Luft.

Hand aufs Herz: Wann hast du den Kindern in deiner Kindergruppe zum letzten Mal in zwei Sätzen erklärt, was das mit dem Kreuz und der Schuld auf sich hat? Und zwar so, dass auch ein Kind, das nicht mit der Bibel in der Hand zur Welt gekommen ist, das nachvollziehen kann? Und wo es nicht zuerst einen Sprachkurs in Bibel-Gemeinde-Geheimsprache absolvieren muss?

Gar nicht so einfach, oder? „Ja, das kann man nicht so kurz zusammengefasst erklären“, willst du mir jetzt vielleicht erwidern, „dazu ist das Themenfeld viel zu komplex.“

Das stimmt. Da gebe ich dir recht. Aber bei Liedern finden wir es anscheinend völlig in Ordnung, dass da in ein bis zwei Zeilen lapidar zusammengefasst wird: „Weil Jesus zu mir kam, die Sünden von mir nahm, bin ich von innen, außen, oben, unten glücklich allezeit.“

Die Liedzeile: „Jesus kam für uns als Retter und Herr“, lässt unvorbereitete Kinder schon mal verwundert aufhorchen, wieso Jesus als Retter kommt. Wovor muss er uns denn retten? Die Antwort kommt in der Strophe: „Für die Schuld der ganzen Welt machte er sich auf den Weg, starb am Kreuz, damit wir leben.“ Ach so, klar. Ja, jetzt müssten es alle verstanden haben.

„Es schadet den Kindern ja nichts, auch mal was zu singen, das sie nicht gleich verstehen“, wenden an dieser Stelle immer wieder Mitarbeiter ein. „Ich hab als Kind auch nicht alles verstanden und es hat mir nichts geschadet.“

Ja. Tolle Argumentation. Früher wurde auch gesungen: „Pass auf, kleines Auge, was du siehst, denn der Vater im Himmel schaut herab auf dich, drum pass auf, kleines Auge, was du siehst.“ Das ist auch mittlerweile aus den meisten Kinderstunden verbannt worden, weil man meinte, das kann man heute nicht mehr singen. Finde ich auch. Hier und da scheinen sich Mitarbeiter von heute also doch schon mal Gedanken darüber zu machen, ob man alles, was man früher einfach so hingenommen hat, heute noch genauso ungefiltert den Kindern weitergeben kann. Und ich sage: Leg die Messlatte von dem, was man heute noch singen kann, ruhig mal bei deinem kompletten Liedgut an. Ich wette, da wandern noch mehr Lieder auf die rote Liste.

Manchmal höre ich sogar bei dem oben genannten Lied von dem „kleinen Auge“ und dem Vater im Himmel, der alles sieht, noch heute Mitarbeiter argumentieren: „Das hab ich früher auch gesungen und es hat mir nicht geschadet.“ Ja, mag sein. Trotzdem sag ich: „Frag mal herum bei all den Tausenden von Kindern, denen das damals sehr wohl geschadet hat und die heute noch als Erwachsene mit einem Gottesbild zu kämpfen haben, das ihnen mit diesem und ähnlichen Liedern ins Herz gehämmert wurde. Und die aus diesen und ähnlichen Erfahrungen heraus mit Gott und Gemeinde nichts mehr anfangen können oder wollen.“

Drum pass auf, kleiner Mitarbeiter, was du singst! Mit welchen Bildern, mit welchen Wörtern, mit welcher Geheimsprache du ihnen begegnest.

Interessant: Den Ärzten werfen wir es sofort energisch vor, wenn sie mit Fachbegriffen um sich werfen und uns nicht klipp und klar sagen, was für eine Krankheit wir haben. Politiker sollen gefälligst verständlich reden. Und mit Leuten von der Bank, vom Finanzamt, von der Versicherung unterhalten wir uns am liebsten gar nicht, wenn die nur Fachchinesisch sprechen.

Aber in der Gemeinde finden wir es nicht schlimm, wenn wir den Kindern, die ja den Glauben, die Bibel und das ganze Drumherum kennenlernen sollen, Vokabeln und Bilder um die Ohren hauen, die eigentlich eine Erklärung bräuchten. Das fängt schon bei so einfachen Wörtern an wie: „Halleluja.“ Wenn ich das in Kindergruppen singe, ruft immer mindestens ein Kind: „In meiner Klasse heißt auch jemand Julia.“ Was heißt Halleluja auf Deutsch? Ganz einfach, das sagt ja schon ein weiteres Lied: „Hallelu-Halleluja: Preiset den Herrn.“ Ach so. Jetzt weiß ich es.

In einer Gemeinde, in der ich zu Gast war, wurde mal gesungen: „Gottes Liebe ist so wunderbar“, und entsprechend dann auch die Strophe: „Gottes Güte ist so wunderbar.“ Ich wagte es, mal in die Kindergruppe zu fragen: „Wisst ihr denn, was Güte heißt?“ Nee, das wusste keiner. Nachgefragt hat aber auch niemand. Offensichtlich nehmen es die Kinder so hin, dass man mit ihnen Lieder singt, die man nicht versteht. „Hat keiner eine Idee?“, bohrte ich weiter. Ein Kind äußerte eine Vermutung: „Muss was mit Kaffee zu tun haben.“ Kaffee? Wie es denn darauf käme, fragte ich nach. „Na ja“, war die Antwort, „da steht doch auch immer was drauf von Gütesiegel.“

Dummes Kind? Wohl kaum. Eher mit erklärungsbedürftigen Vokabeln allein gelassenes Kind, würde ich sagen. Ein Kind, das gehörte Wörter unweigerlich mit dem verbindet, was es irgendwo vorher schon mal aufgeschnappt hat. Und dann hat „Güte“ natürlich was mit „Gütesiegel“ oder „Ach du meine Güte“ zu tun. Und „Segen“ etwas mit der Säge in Papas Werkzeugkeller. Und „behüte uns, Gott“ mit Omas Hut.

Und das geht ja endlos so weiter:

„Gott liebt dich, gib ihm die Ehre.“ – Bitte, was soll ich Gott geben?

„Ich stehe fest auf dem Fels, auf Gottes Wort.“ Was? Ich dachte, das hier auf dem Gemeindehausboden sei Teppich und nicht Felsboden. Oder stehe ich doch eher auf Gottes Wort? Kann man auf einem Wort stehen? Und was ist das für ein Wort?

Manchmal sind es nicht die Wörter, die ich verwirrend finde, sondern der Sinnzusammenhang:

„Wer ist der König des Dschungels?“, höre ich Kindergruppen immer wieder singen. Das ist eigentlich von den Vokabeln her verständlich. Alle Kinder wissen ja, wer der König des Dschungels ist: Simba, der König der Löwen. Oder wenn es ein Mensch sein soll, dann Tarzan. Oder von mir aus Mogli. Die Antwort in dem Kinderlied lautet aber: „Jesus.“ Und schon sehe ich in Gedanken Jesus mit Lendenschurz von Liane zu Liane schwingen. „Wer ist der König des Meers?“, fragt das Lied weiter. Hm. Neptun? Jack Sparrow? Die Titanic? Nein: Jesus. Klar. Hätte ich ja gleich drauf kommen können. Jesus ist im christlichen Kontext immer eine gute Antwort. Sicher ist Jesus auch König von Bayern. Und von England. Und in einem anderen Lied wird mir sogar plastisch gezeigt, wie ich mir Gott vorstellen kann: „Gott ist groß, Gott ist stark, Gott ist stärker noch als Supermann!“ Aha. Gott kann also nicht nur Eisen verbiegen und mit einer Hand einen Zug aufhalten, er kann bestimmt auch Raketen im Flug auffangen oder … wow, da geht meine Fantasie direkt auf Abenteuerreise!

Ja, ich weiß: Weil Jesus König über die ganze Welt ist, ist er logischerweise auch König über den Dschungel und über das Meer. Und Gott ist stark und mächtig, das steht ja so in der Bibel. Mein Problem an solchen Vergleichen ist das Bild, das dabei in den Kopf gesetzt wird: Ist Gott der Supermann, der im letzten Augenblick mit wehendem Mantel angeflogen kommt und mit Muskelkraft meinen Gegner außer Gefecht setzt?

„Rechts, links, oben und unten, du bist überall“, wird in einem Lied Gott zugesungen. Ja. Das kann ich zu hundert Prozent unterschreiben. Weiter geht’s: „Rechts, links, oben und unten – selbst im freien Fall!“ Halt, Kind, bitte nicht ausprobieren! Auch wenn Gott überall ist, solltest du trotzdem nicht das Lied zu wörtlich nehmen und testweise vom Schuldach runterspringen! Hier hat das Lied sicher nur einen originellen Reim gebraucht …!

Übertreibe ich? Bin ich zu kritisch mit unserem Liedgut? Vielleicht. Mein Anliegen ist es, mit Kindern verständlich über den Glauben zu reden. Ja, und da dürfen auch Wörter wie Halleluja, Sünde und Gnade vorkommen. Aber ich finde, dann müssen sie mit Bedeutung gefüllt werden. Und ja, ich will erklären, warum Jesus für uns gestorben ist. Auch wenn es komplex und kompliziert ist. Aber dann möchte ich von uns Gemeindemitarbeitern erwarten, dass wir uns die Mühe machen, nach guten und verständlichen Worten, Bildern, Modellen zu suchen, um den wichtigsten Sachverhalt unseres Glaubens nachvollziehbar rüberzubringen! Das ist viel Arbeit, ja! Aber das sollten uns unsere Kinder doch wert sein, oder?

Ja, und schließlich singe ich auch schon mal Lieder mit Fachbegriffen. Neue Begriffe darf man kennenlernen! Logisch! Wir haben ja auch einen Bildungsauftrag! Aber dann führe ich diese Begriffe mit einer Erklärung ein. So wie man auch in der Schule immer wieder neue Wörter wie Präteritum, Addition oder Aggregatzustand einführt und erklärt! Nur weil ich selbst als Kind nicht alles verstanden habe, was ich gesungen habe, heißt das doch nicht, dass das damals ein guter Umgang war und ich einfach in diesem Strom weiterschwimme! In einer Zeit, in der sich Menschen immer weniger in der Bibel und deren Sprache auskennen, finde ich es umso wichtiger, dass wir das, was wir glauben, erklären. Ich möchte nicht, dass die Kinder in unseren Kindergruppen mit der Einstellung aufwachsen: „Ach, wenn es um Gott, Glaube, Bibel geht, dann gehört es offensichtlich dazu, dass ich nicht alles verstehe.“ Wen wundert es, wenn sie später die Lust an einem Lebensthema verlieren, bei dem man sich intellektuell ständig überfordert fühlt? Nachzufragen trauen sich nur die wenigsten. Also sollten wir es ungefragt erklären. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Alles klar? Also auf und wag es frisch! Freude und Sieg ist dein Lohn!