Sesamstraße ist überall

„Der, die, das!“ Die Sesamstraße feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. 1973 lief die erste deutsche Fassung im Fernsehen. Drittes Programm, 18.00 Uhr. Damals noch auf dem Schwarz-Weiß-Fernseher meiner Eltern. Und ich (Jahrgang 1969) war kurz vor dem 4. Geburtstag und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. „Wieso, weshalb, warum?“, fragte der Sesamstraßen-Chor, und schob hinterher: „Wer nicht fragt, bleibt dumm.“

Klein Harry blieb nicht dumm. Ab diesem Zeitpunkt gehörte die Sesamstraße fest zu meinem Tagesprogramm. Und ich wuchs mit Ernie und Bert auf. Und mit Krümelmonster, Sherlok Humbug, Professor Hastig, Kermit, Grobi und all den anderen Handpuppen, die mir nicht nur beibrachten, was eine Acht ist und wozu man sie braucht, sondern auch, wie man mit einer Banane telefoniert und dass man das nervige Tropfen eines Wasserhahns einfach los wird, indem man das Radio lauter dreht …

Unvergessen: Ernie in der Badewanne singt ein Liebeslied für sein Quietsche-Entchen. Ein kleines Monster will immer „da“ sein und nicht „hier“, aber egal, wie weit es sich entfernt – irgend einer sagt immer: „Was machst du denn hier?“ Einige undefinierbare Puppen singen unermüdlich: „Mana-mana – badi-badibi.“ Sogar „Yellow Submarine“ von den Beatles wird von den Sesam-Muppets interpretiert: „In dem grün-gelben U-Boot sitzen wir!“

Zum vierten Geburtstag bekam ich Handpuppen von Ernie und Bert geschenkt, die meine Mama ganz ohne Schnittmusterbogen genäht hat. Und fortan war ich nicht nur Sesamstraßen-Zuschauer, sondern aktiver Puppenspieler. Immerhin forderte mich der Sesamstraßen-Chor nach jeder Sendung auf: „Wozu habt ihr Kopf und Hände? Denkt euch selber mal was aus!“

Ernie und Bert made by Mama

Im selben Jahr erschienen auch die legendären Sesamstraßen-Hefte, die mir Monat für Monat mein Opa besorgte.

Sesamstraßen-Zeitschrift Nr. 1 aus dem Jahr 1973

Hier fand sich in jeder Ausgabe ein Poster von Bibo, Oskar oder einem der vielen Sesam-Helden.

Als später die gespielten Szenen aus dem Sesamstraßen-Studio nicht mehr aus Amerika kamen (mit Bob, Gordon, Susan und Herrn Huber in seinem Kiosk), sondern aus Hamburg (mit Samson, Tiffy, Lilo Pulver und Henning Venske), war ich untröstlich. Das war nicht mehr „meine Sesamstraße“. Trotzdem hat man irgendwann auch diese Version lieb gewonnen. Dennoch: Dass die amerikanischen Urgesteine ohne ein Wort des Abschieds einfach aus der Sesamstraße ausgezogen sind, hab ich ihnen einige Jahre sehr übel genommen.

Aber wie ihr seht, bin ich trotzdem groß geworden. Und die handgenähten Puppen leben immer noch, wenn auch inzwischen etwas ramponiert (weil 50-jährig). Und ich mag immer noch Kekse. Und Müll. Und lebe immer noch nach dem Motto: „Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu sehn. Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehn.“

Und wenn ich nachts nicht schlafen kann, zähle ich Schafe. Oder Feuerwehrautos. Wie Ernie. Guckstu:

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Also dann: Herzlichen Glückwunsch an die Sesamstraße und vielen Dank für 50 Jahre Puppentheater! Und ich singe: „Hätt ich dich heut erwartet, hätt ich Kuchen da …“

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