Wenn ich als Kind knifflige Fragen über den christlichen Glauben gestellt habe, die man nicht mit einem Satz beantworten konnte, dann sagte man mir manchmal: „Das ist halt so.“ Solche Antworten habe ich gehasst. Denn damit fühlte ich mich abgefertigt und zur Seite geschoben. Ich habe mir geschworen: Wenn ich groß bin, mach ich das mal anders.
Hin und wieder haben sich Erwachsene wirklich Zeit genommen und haben mir genauer erklärt, wie sie die eine oder andere Sache verstehen. Dabei mussten sie manchmal zugeben, dass sie selbst auch nicht alles wussten. Das war für mich als Kind aber kein Problem. Im Gegenteil. Ich habe am Leben dieser Leute gesehen: Sie konnten Gott von Herzen vertrauen, auch wenn sie manches über Gott auch nicht kapiert haben. Diese Leute waren für mich echte Vorbilder.
Jetzt bin ich einer der Erwachsenen. Und immer noch stellen Kinder Fragen. Dieselben, die ich damals hatte. Darum ist es für mich eine Ehre, dass Kinder mit diesen Fragen auf mich zukommen und von mir eine Antwort erhoffen. Nicht nur meine eigenen, sondern auch Kinder in Gemeinden oder auf Freizeiten. Oder ganz fremde, die mir einen Brief oder eine E-Mail schreiben. Und es ist für mich selbstverständlich, dass ich mir dafür Zeit nehme und so antworte, wie ich selbst es als Kind gut gefunden hätte. Wenn ich keine Antwort habe, dann sag ich das auch. Und trotzdem kann ich versuchen, auf Spurensuche zu gehen.
Weil ich bereits als zehnjähriger Junge angefangen habe, selbst in der Bibel zu lesen und darin nach Aussagen über Gott für mein Leben zu suchen, ist die Bibel auch heute noch für mich eine wichtige Grundlage. Fragen nach Gott, Jesus, dem Heiligen Geist, dem Leben nach dem Tod und ähnliche kann ich nur mithilfe der Bibel beantworten.
69 Fragen, die mir Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren in den vergangenen Jahren gestellt haben, habe ich nun in einem Buch zusammengefasst mit dem Titel: „Woran merke ich, dass Gott mich liebt?“ Es sind Fragen nach dem Anfang und dem Ende der Welt, nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, nach Gott und der Welt und wie man an einen Gott glauben kann, den man nicht sehen kann und der Gebete nicht immer erhört.
Obwohl ich die Kinder, die mir geschrieben haben, nicht kenne, nehme ich hinter ihren Fragen unglaublich viele Sehnsüchte, Ängste und Enttäuschungen wahr. Und es war mir ein Anliegen, neben dem Beantworten der Fragen auch auf diese Gefühle einzugehen. Die Antwortbriefe wollen Verständnis zeigen, Erklärungsmodelle anbieten, dabei aber nicht bloß eine einzige „richtige Auflösung“ liefern. Sie wollen mit den Kindern einen Weg des Abwägens, des Ringens, aber auch des Staunens und des Glaubens beschreiten. Die Leser sollen nicht mit einer „fertigen Antwort“ entlassen, sondern zum eigenen Nachdenken und Nachfragen angeregt werden und auch damit zu leben lernen, dass es nicht auf jede Frage eine zufriedenstellende Antwort gibt.
Ich hoffe, dies ist nicht bloß ein weiteres christliches Frage-und-Antwort-Buch. Ich möchte zusammen mit den jungen und alten Lesern eintauchen in die Welt der Kinder. Ich möchte auch bei den mitlesenden Eltern und Gemeindemitarbeitern dazu ermutigen, die Fragen der Kinder ernst zu nehmen und dabei immer wieder zu versuchen, das Unerklärliche zu erklären und das Unmögliche zu glauben.
„Woran merke ich, dass Gott mich liebt“ erscheint im September beim Bibellesebund und SCM R.Brockaus.