Kurz nach dem Auffinden der ersten Weihnachtskekse kommt ja irgendwann das Auffinden der ersten Kastanie. Heute bei strahlendem Sonnenschein.
Kastanien rühren mich immer ganz emotional an. Vielleicht geht euch das ja auch so. Vor zwei Jahren hab ich anlässlich einer gefundenen Kastanie mal ein Gedicht geworfen. Und das geht so:
Liebe im Herbst
Neulich noch so eingeigelt –
heute hat ganz unverwandt
die Sonne sich in dir gespiegelt,
so kam’s, dass ich dich eben fand.
Von deiner Schönheit angezogen
nahm ich dich mit zu mir nach Haus.
Das Glück kam in mein Herz geflogen:
Du siehst so schön, so glänzend aus.
Und immer wieder, immer wieder
hab ich dich sinnend angeschaut.
Die Finger gleiten auf und nieder
auf deiner jungen, glatten Haut.
Und während dich mein Finger streichelt
und meine Augen sehn sich satt,
weiß ich, obwohl es dir nicht schmeichelt:
Schon morgen bist du alt und matt.
Dann werd ich nicht mehr an dich denken,
dann hab ich wieder andre Sorgen,
kein Blick des Glückes dir mehr schenken.
Oh weh, wie grausam geht’s dir morgen:
Da sitzen Kinder in der Runde,
bohrn Löcher in dich, zwei, drei, viere,
ein Streichholz rein in jede Wunde
und machen draus Kastanientiere.
Drum halte ich das Heute fest.
Ich will mich heute an dir freuen.
Ich bau dem Augenblick ein Nest,
will das Verpasste nicht bereuen.
Denn wenn ich deine Schönheit sehe,
denk ich an mich und merke bald,
auch ich, der heute kraftvoll stehe,
bin übermorgen matt und alt.
Drum nehm ich dich und geb dich weiter
und sage dem, dem ich dich gebe:
„Sei heute fröhlich, heute heiter,
im Herzen jung – und bitte lebe!“
Einen fröhlichen, sonnigen, goldenen, glänzenden, jung gebliebenen Herbst wünscht euch der Harry