Wieder habe ich hier im Blog eine interessante Frage vorgefunden. Und wieder versuche ich, darauf eine Antwort zu finden. Mal schauen, ob es mir gelingt.
Lieber Herr Voß,
ich habe eine Frage zur Zauberei. Da Sie selber zaubern (also tricksen), werden Sie mir diese sicherlich beantworten können. Ist Zauberei (also mathematische/physikalische Tricks) in Gottes Augen in Ordnung? Oder findet Gott es falsch, dass man, auch wenn es nur Tricks sind, so tut als könnte man zaubern? Selbst wenn man sagt, dass man nicht wirklich zaubern kann? Und darf man Zaubertricks benutzen, um von Gott zu erzählen, oder ist das ein Wiederspruch in sich?
LG,
Nickname
Lieber „Nickname“,
„Aber die Feiglinge und Treulosen, die Abgefallenen, Mörder und Ehebrecher, die Zauberer, die Götzenanbeter und alle, die sich nicht an die Wahrheit hielten, finden ihren Platz in dem See von brennendem Schwefel. Das ist der zweite, der endgültige Tod.“ So steht es in Offenbarung 21,8. Und im Alten Testament warnt Gott immer wieder vor „Wahrsagerei und Zauberei“ (z.B. in 5. Mose 18,11, dort sogar mit dem Zusatz: „Wer so etwas tut, ist dem HERRN zuwider!“). Das bringt immer wieder Christen ins Grübeln, wenn sie in irgendwelche Zauberveranstaltungen geraten, Zauberer im Fernsehen auftreten oder wenn sie am Ende sogar selbst einen Kartentrick vorführen wollen.
Was meint die Bibel mit „Zauberei“?
Die ersten in der Bibel erwähnten Zauberer sind die ägyptischen Magier am Hof des Pharao, die die göttlichen Zeichen von Mose (Stab zu Schlange, Wasser zu Blut) nachmachen konnten. (2. Mose 7-8)
Der babylonische König Nebukadnezzar (Daniel 2) rief all seine Zauberer, Wahrsager und Sterndeuter herbei, nachdem er durch einen seltsamen Traum verunsichert war. Sie sollten den Traum nicht nur deuten, sondern zunächst ihre übersinnlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, indem sie den Traum auch erzählen konnten, ohne dass der König etwas davon verriet. „Das können wir nicht“, mussten die Magier zugeben. „Ach ja?“, donnerte der König. „Wie kann ich dann wissen, dass ihr mir nicht bloß irgendwelche Lügenmärchen erzählt, nur damit ich zufrieden bin?“
Dieser Einblick in den antiken Königshof lässt zumindest schon mal den Verdacht zu, dass auch die damaligen Wahrsager und Zauberer nicht allwissend waren, sondern ihrem ergebenen Gegenüber alles Mögliche erzählen konnten, solange die ihnen nur glaubten und ihre magischen Fähigkeiten nicht anzweifelten.
Ansonsten wird Zauberei in der Bibel immer im Zusammenhang mit anderen Praktikten aufgezählt, die sich offensichtlich an Geister und Götter wenden, die mit dem Gott der Bibel nichts zu tun haben: Wahrsagerei, Totenbeschwörung, Geisterbefragung, Götzendienst, Zeichendeutung und so weiter. Hier werden Mächte auf den Plan gerufen, die von der Bibel eindeutig als gefährlich eingestuft werden, da sie die Beziehung zu dem liebenden Gott verlassen und sich stattdessen Göttern, Geistern, Dämonen zuwenden, die heute unter dem Begriff „Okkultismus“ zusammengefasst werden. Menschen, die sich auf diesem Gebiet aufhalten, können mit dem Gott, dem man sich hoffnungsvoll anvertraut, keine Gemeinschaft haben.
Von dem Zauberer Simon (Apostelgeschichte 8) wird berichtet, dass er durch seine Zauberkünste großen Einfluss auf seine Mitmenschen hatte. Sie hielten ihn für „Gottes Kraft“ und waren von seinen Fähigkeit regelrecht „in den Bann gezogen“. Als der sah, wie der Heilige Geist durch Handauflegung von Petrus und Johannes auf die Menschen kam, meinte er, er könnte den Aposteln diese Fähigkeit abkaufen: „Gebt mir auch diese Macht, damit ich Menschen durch meine Handauflegung den Heiligen Geist verleihen kann.“ Damit hat er zugegeben, worum es Menschen seiner Art im Grunde geht: um Macht. All die Wahrsager, Handleser, Geisterbeschwörer, ob sie nun mit ihren Aussagen recht haben oder nicht, bringen Menschen in ihre Abhängigkeit, sie manipulieren und beeinflussen, sie verbreiten Angst und geben sich den Anschein, Verbindung in eine höhere, göttliche Welt zu haben. Von all dem distanziert sich Gott deutlich.
Ich, Harry, distanziere mich davon ebenso. Ich möchte Menschen helfen, sich dem liebenden Gott anzuvertrauen und ihre Zukunft und ihren weiteren Lebensweg bei ihm in sicheren Händen zu wissen. Ich lehne es ab zu manipulieren, Angst einzujagen oder mich selbst als etwas Besonderes oder Übersinnliches hinzustellen. Und ich unterstelle auch David Copperfield, Siegfried und Roy und den „Ehrlich-Brothers“, dass sie im Grunde eine ehrliche Haut sind, auch wenn sie uns währed ihrer Show gründlich hinters Licht führen.
Was tut ein Bühnen-Zauberer?
In der Regel will er unterhalten. Der Zauberer mit dem Kaninchen und dem Hut muss sich genauso vorbereiten wie ein Schauspieler, ein Comedian, ein Clown, ein Bauchredner. Damit das, was er präsentiert, gut aussieht, muss er hart trainieren. Er braucht dazu Zubehör, doppelte Böden, schnelle Finger, unsichtbare Fäden und viel Geschick, um seine Tricks so zu platzieren, dass sie ihre Wirkung erzielen. Natürlich sollen die Zuschauer ausrufen: „Nanu, wie macht er das?“, und: „Das gibt’s ja wohl nicht!“ Aber kein ernst zu nehmender Zauberkünstler will als Gott oder als Mittler einer anderen Welt wahrgenommen werden.
Übrigens gibt es im Englischen zwei unterschiedliche Wörter für diese unterschiedliche Arten von Zauberern: „Wizard“ ist der Zauberer, der wie ein Hexenmeister Kraft durch übersinnliche Mächte bekommt. Der kommt auch in der Regel im Märchen vor. „Magician“ dagegen ist der Zauberer, der als Täuschungskünstler Seile zerschneidet und sie anschließend wieder im ganzen Stück zeigen kann. Ein Engländer hätte also gar nicht das Problem wie wir, den Zauberer vom Zauberer zu unterscheiden.
Anders ist es bei Leuten wie Uri Geller und seine hellseherischen Kumpanen. Auch die arbeiten mit Tricks, mit doppelten Böden, mit geheimen Assistenten und so weiter. Aber sie tun so, als könnten sie das mit übersinnlichen Fähigkeiten bewirken. Es gab mal eine Castingshow mit dem Titel „The next Uri Geller“, in denen Magier so auftraten, als könnten sie ernsthaft Gedanken lesen oder Menschen beeinflussen. Obwohl auch dahinter harmlose Tricks stecken, finde ich, stellen sich diese Zauberer in eine Reihe mit den Wahrsagern und Geisterbeschwörern, die sich selbst für etwas Besseres und Übersinnliches halten und damit Angst und Ehrfurcht auslösen wollen.
Wenn ich, Harry, also auf einer Bühne stehe und „zaubere“, dann nenne ich das meistens gar nicht erst so, um solche Missverständnisse zu vermeiden. Und es ist klar, dass ich damit unterhalten und zum Lachen bringen will. Manchmal verbinde ich Zaubertricks auch mit einer christlichen Botschaft. Dann finde ich da überhaupt nichts Anstößiges daran. Und ich habe auch nicht das Gefühl, mich geistlich damit von Gott zu entfernen. Ich führe quasi ein Phänomen vor, das zum Nachdenken anregt. So wie wenn ich einen leeren Teebeutel anzünde und alle machen „Aaah“ und „Oooh“, weil er auf scheinbar magische Weise in die Luft steigt. Das ist Physik, das kann man erklären, niemand würde das als Zauberei bezeichnen. Man schaut gerne zu, man ist beim Zuhören der Botschaft aufmerksam. Und darum geht es.