Leseprobe Schlunz 5

Endlich Herbstferien! Der September war zu Ende, der Oktober begann mit einem sonnigen Wochenende. Die Blätter an den Bäumen verfärbten sich rot und gelb, Schlunz und Lukas spielten den ganzen Tag Fußball auf dem Platz hinter der Schule.

„Siehst du den Mann auf dem kleinen Moped da hinten?“, fragte Lukas einmal, als er gerade den Ball aus einem Strauch holte.

„Ja“, antwortete Schlunz. „Der steht schon die ganze Zeit da.“

„Was der wohl will?“

„Keine Ahnung. Mit mir hat er nicht gesprochen.“

Lukas hatte kein gutes Gefühl. „Der beobachtet uns“, sagte er.

„Ja“, sagte Schlunz und grinste. „Das ist die Frau im Audi. Die hat sich in einen Mann auf dem Moped verwandelt.“

Lukas war nicht zum Lachen zumute. „Und wenn er es doch auf dich abgesehen hat?“

„Ach Quatsch“, sagte Schlunz. „Ich glaube, du übertreibst. Der Killer ist im Gefängnis, die Frau im Audi sieht anders aus. Und ansonsten ist die Welt nicht voller Leute, die mich töten oder entführen wollen.“

Und damit trat er den Ball mit einer solchen Wucht unter Lukas’ Fuß heraus, dass der Ball hoch über den Platz flog und fast in der anderen Ecke im Gebüsch gelandet wäre. Beide rannten hinterher und Lukas bemühte sich, den Mann nicht weiter zu beachten. Kurz darauf war er verschwunden.

Ein kritischer Leserbrief

Diesen Brief erhielt ich letzte Woche von Jonathan, 14 Jahre. Es zeigt, dass nicht alle immer nur gut auf den Schlunz zu sprechen sind:

„Hallo Harry,

ich finde, was du über den Schlunz schreibst, nicht richtig und auch nicht gut. Um dir verständlich zu machen, was ich meine, werde ich in diesem Brief verschieden Beispiele anführen, die du selbst verwendest. […] In der „gratis-Leseprobe“ (kann man hier nachlesen, Anmerkung von Harry) verniedlichst du deine Absichten gegenüber den Erwachsenen, denen du versuchst klar zu machen, dass „Der Schlunz“ nichts Schlimmes ist. Das, was du als einen „Hauch von Satire“ bezeichnest, ist eigentlich mehr oder weniger eine Verniedlichung der Wortgruppe „ablästern über eine christliche Familie“.

Es fängt damit an, dass die Schmidtsteiners [gemeint sind Onkel Torsten und seine Familie, Anmerkung von Harry] aus einem Ort namens „Glaubensthal“ kommen. Als nächstes ist mir aufgefallen, dass du eine Familie mit acht Kindern nicht gerade positiv findest. Das finde ich nicht schlimm, denn es ist deine eigene Meinung. Aber dass in Deutschland an jedem Arbeitstag 1.000 Kinder an Abtreibung sterben, ist dir wahrscheinlich nicht bewusst. Jetzt weißt du es. Deshalb sind acht Kinder besser als acht kleine Babys auf dem Gewissen. Auch finde ich es nicht gut, dass du die acht Kinder, ihre Namen und ihre „Klamotten“ ziemlich negativ bewertest.

„Samy ist ganz okay und nicht so verbohrt wie die anderen“, schreibst du. Das finde ich auch nicht nett, eigentlich richtig gemein, denn du verallgemeinerst etwas: nämlich dass christliche Familien verbohrt sind. Das war mir ganz neu, kenne ich doch einige Familien mit vier und mehr Kindern, die alle nicht verbohrt sind.

Dann ging es erst richtig los. Von der ersten Zeile an wird der kleine Hiob in ein schlechtes Licht gerückt. Dass einjährige Kinder oft schreien und weinen, ist normal. Dass da aber gleich wieder ein Bezug zur Bibel hergestellt wird, ist absolut unnormal. Auch finde ich es sehr gemein oder besser gesagt unlogisch, eine Familie von 10 Personen als „Menschenmasse“ zu bezeichnen. Die ganze Beschreibung der Familie finde ich mehr als gemein gegenüber einer Familie, die den Willen Gottes erfüllt (1 Mose 1,28; 1 Mose 9,1; 1 Mose 9,7). […] Auch solltest du wissen, dass ich nie einer so schlimmen Familie begegnet bin, falls es so eine Familie überhaupt gibt. Du veräppelst auch das Gebet [„Ende der Durchsage“], was ich mir an deiner Stelle gut überlegt hätte, denn Paulus schreibt schon in der Bibel in einem Brief an die Galater:

„Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Denn was ein Mensch sät, das wird er ernten.“ (Galater 6,7)

Noch ein paar Fragen an dich:

Was bezweckst du mit deinem Buch? Willst du mit deinem Buch Kinder zu Gott führen oder Geld verdienen? Welche Werte vermittelst du? Bist du dir sicher, dass das, was du schreibst, richtig ist? Kannst du das, was du schreibst, vor Gott verantworten?

Lieber Harry, dafür dass du (noch) der Chefredakteur von „Guter Start“ bist (oder was du nun auch immer  bist), finde ich es sehr schlimm, so ein Buch zu schreiben.

Du siehst, ich brauche dein Buch gar nicht zu lesen und bin trotzdem ganz gut informiert.

Viele Grüße (denk mal darüber nach)

Jonathan, 14 Jahre“

Neues vom Schlunz

Letzte Woche war ich ja aufm Roth, hab ich ja schon erzählt, gelle.

Diese Woche muss ich Schlunz 5 endlich mal auf den letzten Stand bringen, obwohl ich glaube, dass ich da nicht so richtig zu komme. Denn morgen Vormittag bin ich zur Schlunz-Lesung in Detmold, nachmittags und abends besuche ich Freunde dort in der Nähe. Und am Freitag laufen wir mit unserer Jungschar Schlittschuh, da geht auch viel Zeit bei drauf.

Nächste Woche bin ich auch schon wieder im Namen des Schlunz unterwegs.  Am Dienstag bin ich morgens in der Schule in Bielstein (in der Nähe von Herborn, Hessen) und am Nachmittag im selben Ort in der Jungschar. Am Mittwoch bin ich zu Gast in der Schule in Haiger, ebenfalls Hessen (gerade noch so, fast schon Siegerland).

Und wie gesagt, was Schlunz 5 angeht, da könnte ich demnächst ja noch mal einen Ausschnitt zum Lesen hier reinstellen. Dann ist die Wartezeit bis zum Erscheinungstag ein bisschen verkürzt, ja?

So, nun wünsche ich euch noch eine angenehme Restwoche

euer

Harry