Handys auf Kinderfreizeiten??!!

harry telefoniert

Sommerzeit – Sommerfreizeiten-Zeit. Und damit auch Diskussionszeit über den richtigen Umgang von uns Mitarbeitern mit dem Handy der uns anvertrauten Kinder. Es gibt Eltern, die sind entsetzt darüber, dass Handys überhaupt erlaubt sind. Sie hätten am liebsten, dass wir den Umgang auf der Freizeit grundsätzlich verbieten. Andere dagegen wundern sich darüber, dass wir den Umgang so stark mit Regeln belegen. Warum sollten wir in unserer medial bestimmten Zeit den Kindern die Art und den Umfang der Nutzung nicht selbst überlassen?

Ich gebe zu, dass ich als betroffener Papa von Smartphone-Kindern auch nicht weiß, was mein Nachwuchs alles auf dem Hady spielt und anschaut. Oft bleibt mir, wenn ich das Handy meinen eigenen Kindern nicht grundsätzlich verbieten (oder nur unter meiner Aufsicht erlauben) will, nichts anderes übrig, als ihnen ein Stück weit zu vertrauen.

Und natürlich nehme ich wahr, welche Auswüchse der Umgang mit Smartphones an den Schulen annimmt. Ich sehe, dass das für die Lehrer immer wieder ein ständiger Kampf ist.

Wie sollen wir nun auf den Freizeiten damit umgehen?

Als das mit den Handys neu war, habe ich oft von strikten Verboten auf anderen Freizeiten gehört. So, wie auf vielen Freizeiten auch CD-Player, Kassettenrecorder, Walkman und ähnliches verboten war. Letzteres haben auf meiner Freizeit weder die Kinder, noch die Mitarbeiter eingesehen. Denn wenn man auf dem Zimmer leise Musik hört, stört es in der Regel niemanden. Und meistens vergessen sie es sowieso. Aber sobald es offiziell verboten ist, gibt es ständig Diskussionen und Rechtfertigungen und Meuterei und lästige „So ist das eben, fertig aus!“-Sätze.

Für mich heißt das Zauberwort im Umgang mit Handys auch im Hinblick auf meinen „Erziehungsauftrag“ nicht: „striktes Verbot“, sondern „Erlangung von Medienkompetenz“. Das heißt für mich auch: Die Kinder müssen lernen (nicht nur auf unseren Freizeiten), die Vorteile des Handys zu nutzen, aber auch eine klare Distanz zu schädlichen Dingen aufzubauen. Klar, gerade das Verbotene reizt. Und ich schätze, fast jeder, der Zugang zum Internet hat (Jungs ganz besonders) hat sich auch schon mal Filme angeschaut, die wir ihnen von uns aus nicht gezeigt hätten. Ja, das ist schlecht und schadet der Seele. Gar keine Frage. Aber je mehr ich das Kind in seinem Heranwachsen mit Verboten belege, anstatt es zu einem sinnvollen Umgang zu erziehen (betrifft ja auch rauchen, Alkohol, Drogen, Umgang mit Sexualität, wenn sie denn größer sind), umso weniger haben sie die Chancen, Eigenverantwortung zu lernen. Dann müssen sie immer, wenn sie eigene Erfahrungen machen wollen, bewusst Verbote übertreten. Und das ist eine Einstellung, die ich bei den Kindern nicht fördern will. Lieber will ich einem Heranwachsenden vermitteln: Ja, es ist dein Handy. Ja, du hast die Verantwortung. Und um dir da einen sicheren Rahmen zu geben, setze ich Grenzen. Innerhalb dieser Grenzen traue ich dir zu, dass du in der Lage bist, gut und sinnvoll damit umzugehen.

Ja, ich weiß, es gibt die Grenzgänger-Kinder, die dann möglicherweise auch während der Kinderfreizeit verboten Seiten aufrufen und verbreiten. Ja, es gibt die „Schwarzen Schafe“. Aber die gibt es auch ohne Handy und die können die braven Kinder auch ganz analog zum Klauen, zum nachts Abhauen, zu nächtlichen „Doktorspielen“ oder anderen Dingen verführen, die wir nicht gut heißen. Aber nur weil es diese Schwarzen Schafe gibt, es gleich allen zu verbieten, auch denen, die harmlos damit umgehen, finde ich unverhältnismäßig.

In der Regel habe ich meine Spezial-Kinder, von denen ich so was erwarten könnte, nach einem Tag ausfindig gemacht. Und die kriegen dann vielleicht eine etwas strengere Kontrolle. Oder ich frage mal ganz allgemein das eine oder andere Kind, wie das denn so mit den Handys klappt. Und dann kann ich immer noch eingreifen. Und wie gesagt: 95 % der Kinder tun so etwas nicht.

Darum fahre ich seit einigen Jahren die Schiene, dass ich es grundsätzlich erlaube, aber den Rahmen recht straff gestalte. Mit dem Freizeitrundbrief verschicke ich einen Extrazettel: „Hinweise zur Handynutzung“ (siehe Anhang unten), den ich Eltern und Kindern gemeinsam zum Lesen aufgebe. Dort steht zum Beispiel in der Einleitung, dass wir das Handy bei Nichtbefolgen rigoros abnehmen. Und zwar nicht nur für den Moment oder den Tag, sondern ganz. Das ist eigentlich unerlaubte Besitzergreifung, aber durch die Unterschrift auf dem Freizeitpass erhalte ich die offizielle Genehmigung für diesen Schritt von den Eltern. Diese Ankündigung, die ich am ersten Abend auch noch mal ganz deutlich und ohne Ironie vortrage, beeindruckt die Spezial-Kinder eigentlich immer ganz gut. Denn ihr Handy komplett abzugeben, ist schon ein hoher Preis für die. Und das wollen sie eigentlich nicht riskieren.

Seit ich diese Regeln mit dem Freizeitrundbrief verschicke, mache ich sogar die Erfahrung, dass über die Hälfte der Kinder ihr Handy gar nicht mehr mitbringen. Offensichtlich ist durch diese Handyregeln sowieso eine Sensibilisierung bei den Eltern aufgekommen und sie haben mit den Kindern darüber gesprochen. Und nach der ersten Nacht, wo wir die Handys einsammeln, fordern von denen, die sie dabei haben, ganz wenige ihre Handys überhaupt wieder zurück. Sie finden ihre teuren Smartphones bei uns sowieso viel besser aufgehoben und holen sie nur, wenn sie zu Hause anrufen oder einfach mal in der Mittagspause Musik hören wollen.

Von daher: Handy ja, aber mit geregelter Möglichkeit zum Erlernen von Eigenverantung.

Hinweise zur Handynutzung online

 

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