Ein Rädchen in Gottes großem Uhrwerk

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Neulich wünschte sich ein Freund zum Geburtstag nicht etwa ein Buch, oder einen Gutschein. Nein er wünschte sich von mir, dass ich ihm etwas erzähle, was ich mit Gott erlebt hätte.

Sofort setzte sich mein geschultes christliches Hirn in Gang und suchte nach Erlebnissen, bei denen ich zum Beispiel etwas gesucht und nicht gefunden und dann nach eindringlichem Gebet schließlich doch gefunden hatte. Am liebsten dabei noch etwas spektakulärer, damit das Geburtstagskind so richtig beeindruckt wäre. Aber dann fiel mir ein, dass mich genau diese Erlebnisse bei Predigern nerven, die mir dabei durch die Blume vermitteln: „Schau, mit Gott an deiner Seite findest du jeden Haustürschlüssel, bekommst du immer eine Parklücke, wirst du immer eine Rückenschmerzen los.“ Dabei kann ich zu jedem Beten-und-Finden-Erlebnis auch mindestens ein Beten-und-nicht-Finden oder Beten-und-nicht-gesund-Werden-Erlebnis schildern.

Nein. Mein Glaube nährt sich nicht durch übersinnliche Such-und-Find-Erlebnisse. Ich bin beeindruckt von Gott in meinem Alltag, wenn ich spüre, dass er das, was ich im guten Glauben und vollen Vertrauen hier vor mich hin bröckele, in ein großes Ganzes einbettet und daraus etwas Gutes entstehen lässt.

Wie zum Beispiel in folgendem unspektakulären, aber für mich dennoch berührenden Erlebnis:

Einige wissen, dass ich hin und wieder im Seniorenzentrum unserer Stadt mit den Bewohnern fröhlich und kraftvoll Volkslieder singe. Ich begleite sie mit meinem Akkordeon (Trefferquote der richtigen Töne liegt bei über 50 Prozent). Als ich eines Tages wieder einmal zum Singen eingeladen war, habe ich eigenmächtig auch ein paar christliche Schlager eingeflochten wie zum Beispiel „Stern auf den ich schaue“. Kann ja nichts schaden, dachte ich. Wenn sich alle beschweren, kann ich ja wieder damit aufhören. Nach dem Singen schleppte sich eine über 90-jährige Dame zu mir, bedankte sich herzlich für den Vormittag und für genau dieses Lied. Sie erzählte mir, dass das Lied „Stern, auf den ich schaue“ sie ihr ganzes Leben lang begleitet habe. Noch vor ein paar Jahren, als sie noch nicht im Altenheim wohnte, sei sie in den Wintermonaten abends immer eine bestimmte Straße entlang spaziert und vor einem bestimmten Haus stehen geblieben. Dort nämlich hing im Wohnzimmerfenster einer dieser beleuchteten „Herrnhuter Sterne“. Vor diesem Stern habe sie dann auf der Straße gestanden, das Lied „Stern auf den ich schaue“ gesungen und dabei auch an ihre verstorbene Mutter gedacht, für die dieses Lied ebenfalls eine tiefe Bedeutung hatte. Heute jedenfalls hatte sie sich daran wieder erinnert und das war ein besonderer Moment für sie. Ich ging an jenem Tag sehr bewegt nach Hause und hatte das Gefühl, Gott hat mich gebraucht, um dieser alten Dame Heimatsehnsucht und Gottvertrauen ins Herz zu flüstern. Ich hatte mir in der Menge dieser alten Menschen nur den Namen dieser einen Frau gemerkt. Wenige Wochen später saß ich sonntags im Gottesdienst unserer Kirchengemeinde, als genau dieser Name bei den Verstorbenen der vergangenen Woche genannt wurde. Wieder traf es mich wie ein Schlag. Und wieder war es mir, als habe Gott dieser Dame an jenem Volkslieder-Singe-Tag durch mein dilettantisches Akkordeonspielen einen lieben Gruß aus seiner Welt in ihr Leben gebracht, kurz bevor er sie zu sich nach Hause geholt hat, wo sie jetzt wieder vereint mir ihrer Mutter von allen Sternen dieser Welt singen kann. Das sind die Momente, ich denen ich Gott am Werk spüre – und ich darf ein Rädchen in seinem großen Uhrwerk sein.

 

2 Antworten auf „Ein Rädchen in Gottes großem Uhrwerk“

  1. Hi harry mich haben die Bücher 13 Wochen und Gefangen in Abadonien sehr gefesselt und ich hoffe immer noch das in nächster zeit mal wieder ein Jugenduch erscheint , oder kommt nichts mehr?

  2. Hi Bennet,
    das freut mich sehr, dass dir die beiden Jugendbücher gefallen haben. Eigentlich bin ich ja im Bereich Kinder tätig. Die Schlunzreihe war ja für Kinder. Die beiden Jugendbücher haben mir quasi nur geholfen, nach dem Schlunz mal auf ganz andere Gedanken zu kommen. Jetzt bin ich zureit bei „Ben und Lasse“ gelandet. Kann sein, dass ich mal eine ganz andere Reihe starte. Aber in Punkto Jugendbücher bin ich zunächst eigentlich mal raus … 🙁 Aber … hm … sag niemals nie … oder wie lautet das Sprichwort … Ich werde noch mal in mich gehen … aber die Chancen sind klein, das sag ich dir jetzt schon … 🙂
    Gruß
    Harry

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